Wie wird man Stenograf?
Antwort:
Üblicherweise werden ein Hochschulstudium oder gleichwertige Fähigkeiten und Erfahrungen sowie sehr gute Kenntnisse in (Maschinen-)Stenografie vorausgesetzt. Allgemeinbildung, Auffassungsgabe, Sprachgefühl, Sorgfalt, EDV‑Kenntnisse und Sozialkompetenz sind weitere wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang.
Kann man Protokolle nicht mit einem Tonband erstellen?
Antwort:
Nein! Für Protokolle wird die mündlich vorgetragene Rede verschriftlicht. Protokolle sollen darstellen, was die Redner haben sagen wollen, aber ungenau oder missverständlich formuliert haben – und das in grammatikalisch und syntaktisch korrekter Form, unter Beibehaltung des Redestils bei einheitlicher optischer Darstellung. Ein Tonband nimmt das gesprochene Wort auf, transkribiert es aber nicht in Schriftform.
Und wozu dient das Stenogramm?
Antwort:
Das Stenogramm ist die erste Schriftform des gesprochenen Wortes und enthält bereits eine Struktur. Es werden zum Beispiel Absätze, Zitate, Aufzählungen, aber auch vorzunehmende Umstellungen und Änderungen kenntlich gemacht. Darüber hinaus werden Beifallsbekundungen und Zurufe stenografiert, die sich allein mit der Tonaufnahme nicht zuordnen ließen bzw. ihr gar nicht zu entnehmen wären.
Aber mitgeschnitten werden die Sitzungen doch trotzdem, oder?
Antwort:
Ja! Es ist eine effiziente, sichere, schnelle Methode, das Protokoll auf der Grundlage sowohl der – inzwischen digitalen – Tonaufnahme als auch des Stenogramms zu erstellen. Die Vorteile beider Instrumente werden genutzt und ergänzen einander.
Wird jedes Wort wiedergegeben?
Antwort:
Jein. Es gibt verschiedene Arten von Protokollen: wörtliche, scheinwörtliche und analytische. Zum Beispiel müssen sich Protokolle von Untersuchungsausschüssen, in denen Zeugen aussagen, sehr genau am Wortlaut orientieren. Fachberatungen erlauben die größten redaktionellen Eingriffe. Die Protokolle von Plenardebatten liegen in der Mitte.
Liest überhaupt jemand die Protokolle?
Oh ja! Die Nachfrage ist groß: Politiker, Journalisten, Historiker, Lehrer und politisch interessierte Bürger möchten gern (nach)lesen und zitieren können, was in Debatten gesagt wurde. Eine Tonaufnahme hilft da in der Regel nicht weiter.
Und sonst?
Antwort:
Für viele Sitzungen schreiben Gesetze und Geschäftsordnungen Öffentlichkeit vor. Diese wird durch die Protokollierung gewährleistet. Öffentliche Sitzungen lassen sich anhand der Protokolle jederzeit von allen Interessierten, die die Debatten nicht immer live im Saal oder über Medien verfolgen können, nachvollziehen.
Simona Roeßgen, Düsseldorf
Ein aktuelle Darstellung des Berufsbildes mit einer Adressliste aller Stenografischen Dienste in Deutschland finden sie hier als pdf-Dokument.